Umbau auf Trockentrenntoilette im Kastenwagen – Teil 1: Funktionsweise, Vorteile und wie es zu der Entscheidung kam.
Machen wirs spannend – 3 Teile gibts! Crazy! Aber 9 Seiten reiner Text auf Word ist schon ordentlich was. Daher gibts meine Trenntoiletten-Geschichte in 3 “Häppchen”. Hier lest ihr gerade Teil 1.
Teil 2 (Alternativen und mein Selbstbau) und Teil 3 (Zahlen Maße und Funktionstest) gibts hier (klicken).
Viel Spaß: 🙂
Was ist eine Trockentrenntoilette? Wie funktioniert sie?
Die Trockentrenntoilette (kurz: TTT oder TTC), auch Trenntoilette oder Komposttoilette genannt, trennt die menschlichen Hinterlassenschaften. Dies findet mithilfe eines Einsatzes in der „Kloschüssel“ statt. Flüssiges gelangt in einen Tank bzw. Kanister, festes in einen Eimer, in dem sich eine Tüte zur leichteren Entleerung befinden kann. Außerdem wird dort Streu o.Ä. hineingegeben. Manchen reicht, es mit Klopapier abzudecken für die Optik.
Vorteile der Trenntoilette im Wohnmobil
- Man schüttet kein wertvolles Wasser/ Trinkwasser mehr in die menschlichen Hinterlassenschaften:
Spart Wasser, das man im Wohnmobil besser für andere Dinge nutzen kann. - Durch die Trennung von fest und flüssig riecht es nicht mehr:
Wenn Urin mit Wasser vermischt wird, fängt es erst an, unangenehm zu riechen. Genauso, wenn beide Ausscheidungen vermischt werden. Die festen Ausscheidungen werden mit Streu o.Ä. abgedeckt, wodurch sie schnell trocknen und somit auch nicht mehr riechen. - Den Urin kann man weitestgehend bedenkenlos in die Natur schütten:
Der Harnstoff ist nichts anderes als Dünger (siehe hierzu auch diesen kleinen Infotext, die Reportage selbst ist wohl nicht mehr online: ARD – Die besondere Wissenschaft vom Urin) - Die anderen Ausscheidungen kann man im normalen Müll (so wie Hinterlassenschaften von Haustieren auch) entsorgen:
Man ist gänzlich unabhängig von Entsorgungsstationen – und gerade Mülleimer findet man fast überall.
Meine Erfahrungswerte mit der Chemietoilette und Gründe für den Umbau
Ziemlich früh nach Kauf meines Kastenwagens (August 2017) war bei mir die Entscheidung gereift: Ich will meinen Kastenwagen auf TTT umrüsten. Das lag nicht etwa am Kastenwagen selbst.
Entsorgung der Chemietoilette in Deutschland als Stellplatzsteher mit ortsfestem Job
Einerseits war im Herbst 2017 klar, dass ich unter der Woche an Stellplätzen stehen werde, die nicht über eine V+E Station verfügen. Ziemlich blöd, wenn man wöchentlich leeren muss. Ich weiß, dass es Plätze gibt, an denen es gar nicht gern gesehen ist, wenn man nur zum Entleeren kommt. Ich suchte mir einen Platz mit geeigneter Entsorgungsmöglichkeit für die Chemietoilette aus, der sich auf dem Weg Richtung Homebase befand, machte den Betreiber (die Stadt in dem Fall) ausfindig und habe einfach angerufen, die Sache geschildert und bekam das OK, dort meine Toilette zu entleeren, auch wenn ich nicht Gast des kostenpflichtigen Stellplatzes war. Genial!
Damals war ich noch der Überzeugung, bis spätestens Sommer 2018 eine Trenntoilette im Kasten zu haben… Damit wäre ich unabhängig von eben jenen Entsorgungsstationen gewesen.
Entsorgung der Chemietoilette in Südeuropa
Andererseits zeigte die Erfahrung in der Türkei und anderen südlichen Ländern, dass es dort nicht leicht ist, geeignete Servicestationen zu finden. Es gibt schlicht viel weniger Campingplätze als beispielsweise in Deutschland. Manchen ist die Chemietoilette gar kein Begriff.
Natürlich greift man dann auf Alternativen zurück: Auf öffentlichen Toiletten wird oft ein Mülleimer fürs Toilettenpapier bereitgestellt, denn oftmals sind die Rohre zu dünn bemessen – nicht verwunderlich, dass die Entleerung meiner Chemietoilette an einer solchen wohl zumindest einmal zu einer Verstopfung geführt hat.
Chemie oder Alternativen (Ammovit, ökologischer Toilettenzusatz etc.)?
Apropo Chemie. Aus zweierlei Gründen bin ich davon abgekommen: Ich wusste gerade in der Türkei manchmal nicht, wo das alles landet. Und es hat manchmal bestialisch gestunken.
Meine Alternative: Ammovit*
Das krümelige Zeug ist ökologisch abbaubar und wird, wenn ich mich an meine Recherchen recht erinnere, auch von Bauern für die Güllegrube eingesetzt. Nachdem ich einigermaßen die richtige Dosis erwischt hatte, war ich echt zufrieden: Dass die Mischung aus Wasser und allen Ausscheidungen niemals riecht, da braucht sich wohl niemand Illusionen machen. Mit Ammovit war das ganze aber sehr viel erträglicher und roch „natürlicher“. Der Minuspunkt: Dieses krümelige Zeug oxidiert, wenn es mit Feuchtigkeit in Berührung gerät und hinterlässt unschöne braune Flecken. Mit der Zeit bin ich dazu übergegangen, die geleerte Kassette nicht mehr *im* Kastenwagen damit zu bestücken, sondern direkt nach der Leerung außen. Da immer mal etwas von diesem Zusatz daneben ging, sah die Kassette zuletzt entsprechend aus…
Und auch, wenn Folgendes evtl. in die Kategorie „Sags bloß keinem“ fällt: Ich hab meinen „Fäkalientank“, wie er auch so schön heißt, genau wie auf diesem Bild zu sehen, online zum Verkauf gestellt #einfachmachen . Ich hatte keine Lust, ihn zu putzen und war ohnehin gerade dabei, ein paar Anzeigen online zu stellen. Hab Anfragen bekommen und der letztliche Käufer meinte sogar (obwohl ich das in der Beschreibung angegeben hatte), dass ich den Tank nicht mehr reinigen müsse, da er es ohnehin tun würde. 😀
Im übrigen feier ich mal wieder Ebay Kleinanzeigen (Werbung). Der Verkauf dieses Fäkalientanks hat mir so gesehen fast gänzlich mein „neues altes“ Fahrrad finanziert! 😀
Die Toilette, die ab Werk in meinem Ducato Kastenwagen verbaut war
Ab Werk war eine ganz normale Chemietoilette verbaut. Sie war quasi freistehend in meinem Bad auf dem Sockel gestanden, d.h. seitlich und dahinter konnte ich eine ganze Menge Putzzeug verstauen. Den Sitz konnte man wegdrehen, sodass man zum Duschen ca. 5 Zentimeter mehr Platz hatte. Hört sich Pillepalle an, hat aber wirklich einen Unterschied gemacht.
Wie bei jeder anderen Wohnmobiltoilette landete auch bei meiner alles an Hinterlassenschaften in einem Flüssigtank: Kacka, Pippi, das Spülwasser und Klopapier. Vorher habe ich zuletzt immer Ammovit dazugegeben, das alles auf natürliche Weise zersetzt und ohne Chemie auskommt.
Von der Handhabung, Platz etc. war ich sehr zufrieden mit dieser Toilette, nicht aber mit Entsorgung und Geruchsbildung innerhalb weniger Tage (vor allem im Sommer).
Das Ultimatum – „Ich fahr erst dann in die Türkei, wenn ich meine Trenntoilette eingebaut habe!“
…und wer weiß, wie sehnsüchtig ich darauf warte und wie sehr ich mich darauf freue, endlich wieder in der Türkei zu sein, der weiß, was dieser Satz bedeutet! Ein ganz krasses Ultimatum für mich.
Ich jedenfalls hab mir geschworen, dass ich nicht mehr vor dem Problem stehen möchte, wo ich mein Chemieklo entleere, nachdem ich schon viel zu lange nach einer Möglichkeit gesucht habe. Außerdem kommt man sich schon blöd vor, wenn man auf öffentlichen Toiletten (am besten mit einer laaaangen Schlange anderer Frauen) steht und diese viel zu schwere Kassette in den Händen trägt oder die Kassette irgendwo entleert, wo man nicht so recht weiß, ob man das überhaupt darf….
Wie oben beschrieben:
Mit der Trockentrenntoilette gibt es diese Probleme nicht mehr. Den Urinkanister kann man weitestgehend bedenkenlos in die Natur schütten, denn der Harnstoff ist nichts anderes als Dünger (siehe hierzu auch diesen kleinen Infotext, die Reportage selbst ist wohl nicht mehr online: ARD – Die besondere Wissenschaft vom Urin)
Die festen Ausscheidungen kann man, wie die von Haustieren beispielsweise, einfach im Restmüll entsorgen. „Eigentlich eine Verschwendung“, war das Resümee eines Gespräches darüber mit einem Freund, der Haus und Hof hat und sich mit der Bewirtschaftung von Gärten und somit auch mit dem Kompostthema auskennt. Letztlich würde bei entsprechender Handhabung auch aus diesen Ausscheidungen wieder wertvolle Erde werden… Gestaltet sich aber etwas schwierig, im Wohnmobil 😉
Entlüftung für die Trenntoilette – ja oder nein?
Ich hab erstmal keine Entlüftung eingebaut. Ich hab mir schlicht keine Gedanken darüber gemacht. Vielleicht habe ich dahingehend zu wenig recherchiert – braucht man sowas überhaupt?! Mir war jetzt erstmal die TTT wichtig. Dass ich autarker bin und unabhängiger, was die Entsorgung angeht. Die Entlüftung ist etwas, was sich – abgesehen von der Elektronik, sollte ich es alleine und mit Strom machen – relativ leicht nachrüsten lässt: Strom liegt bereits von der ehemaligen Toilettenspülung. Man müsste also ein Loch in die Klappe schneiden, durch die ich früher den Fäkalientank entnommen habe und darin einen entsprechenden PC-Lüfter (oder reicht nur eine „Öffnung“ nach außen?) einbauen und anschließen. Dazu noch ein kleiner Schalter um ihn flexibel an und abschalten zu können. Fertig.
Gemeinsam mit meinem Bruder (den brauche ich für die Elektrik) sollte das innerhalb eines halben Tages geschehen sein. Und vielleicht klappt es da auch, mir ausgehend von diesem Stromanschluss endlich einen 12V Stecker ins Bett zu legen 🙂
Wohin mit dem Klopapier, wenn man eine Trenntoilette hat?
Das Klopapier werde ich in einer separaten Mülltüte entsorgen, die im Bad untergebracht ist und im Restmüll landet. In der Türkei beispielsweise ist das in vielen Haushalten Gang und Gäbe, da die zu kleinen Rohre bei zu viel Klopapier schnell verstopfen. Manche packen es auch in den Eimer… mal sehen, was die Testläufe so ergeben 😉
Und wenn du bis hierhin gelesen hast, bist du bestimmt schon ganz gespannt auf Teil 2: Fertige Alternativen zum Selbstbau und der Umbau! 😀
Bis dahin darfst du mir gerne einen Kommentar mit deinen Gedanken, Fragen und Ideen hinterlassen! 🙂
Ja herzlichen Glückwunsch zur TTT. Ich konzipiere mir auch gerade einen ab. Eine Lüftung sollte ggf. nach oben zum Dach gehen, dann brauchst du keinen elektrischen Lüfter, hast aber ein zusätzliches Loch im Dach. Du hast doch noch die alte Klappe der Chemietoilette. Dort könnte ein PC-Lüfter o.Ä. wie bei der SOG-Entlüftung verbaut werden. Aber schau doch erst einmal, ob es überhaupt einer Absaugung bedarf.
Beste Grüße und Spaß in deiner zweiten Heimat!
Bernhard
Danke 😀
Du konzipierst dir einen ab – klingt kompliziert?
Zum Dach ist natürlich auch ned schlecht, aber warum braucht man dann keinen Lüfter?
Genau, bei mir würde die eventuelle Entlüftung in die Klappe der Toilette kommen, die eh schon da ist. Da hab ich nicht so die Skrupel, reinzuschneiden 😉
Der erste Test zeigt: Es bedarf einer Absaugung. Aber vllt kann man da auch noch mit anderem Streu oder anderer Handhabung was optimieren.
Liebe Grüße von am Meer! 🙂