Lockdown Woche 6: Freitag – Einkäufe fürs Lockdown Wochenende, Polizeisperre und Schaufeleinsatz für meinen tiefergelegten Straßenkreuzer

 Eigentlich stehen wir direkt am Strand. Wäre da nicht ein kleines Stück Wald zwischen uns und dem Meer. Ich will auch zum Meer. Gleichzeitig lacht mich der saftig grüne, dichte Wald an.

Also gucke ich mir auf Googe Maps einen Weg aus, schnüre meine Wanderschuhe, denn hier ist es stellenweise nass und matschig und marschiere los.

Es ist traumhaft schön in diesem Wald. Vögel zwitschern, die Frösche hüpfen vor mir in die riesigen Pfützen, etwas entfernt ist das Meeresrauschen zu hören. Bis aufs Meeresrauschen schon fast so wie in Deutschland.

Irgendwann komme ich an eine Pfütze, die einfach zu groß und matschig ist – da helfen auch meine geliebten Wanderschuhe nicht. Also umdrehen und auf direktem Weg vom Stellplatz aus zum Meer.

Doch hier stehen riesige Kühe mitten im Weg. Mit großen Hörnern. Ich hab Schiss und trete den Rückzug an.

Zurück am Van esse ich noch was gemeinsam mit Ben und wir gehen ans Meer – mittlerweile sind die Kühe weg. Das Meer versteckt sich hinter großen Sanddünen, in denen teilweise Müll aus dem letzten Jahrtausend rumliegt… Ich genieße das Meer, die Sonne und den Sand unter den Füßen. Außer uns ist noch ein weiterer Mensch dort. Ich wusste noch nicht, dass es mein letztes Mal am Meer sein würde. Auf dem Rückweg entdecken wir einen Grillplatz. Soweit nix spannendes – aber: dort liegt ein typisch türkischer Grillrost rum. So einen wollte ich mir schon lang mal kaufen… das muss ich jetzt nicht mehr 😉

Anschließend brechen wir auf in die nächstgrößere Stadt an der Schwarzmeerküste. Dort wollen wir frisches Gemüse und Obst einkaufen und ganz in der Nähe auf einen Stellplatz fahren. Am Meer, versteht sich 😉

Kurz bevor wir losgehen, installieren sich neue Nachbarn. Ein Wohnwagengespann richtet sich offenbar für ein Lockdown-Wochenende im Grünen ein. Nur zu verständlich 🙂

Wir fahren über einen Feldweg, der in relativ gutem Zustand ist (wie ich ein paar Tage später lernen würde…). An dessen Ende müssten wir nach rechts. An der Gabelung steht die Polizei/ Jandarma. Ich lass erstmal Ben machen, das hat ja bisher auch gut geklappt 😀 Doch dann spreche auch ich mit den beiden jungen Polizisten, die hier dafür sorgen sollen, dass niemand in diese Ortschaft am Meer fährt. Warum weiß man nicht. Vielleicht ist dort ja Corona ausgebrochen.

Es stellt sich heraus, dass wir glücklicherweise nicht umdrehen müssen, wie zuerst befürchtet, sondern weiterfahren dürfen. Aber eben nur nach links. Dort kommen wir wieder auf die Strecke, von der wir ursprünglich gekommen waren.

Rechts yok, links tamam!

Für uns auch tamam (ok) 😉

In den nächstgelegenen Ortschaften gibt’s nur Bakkals. Wir werden von einer in die nächste geschickt und letztlich in die große Kreisstadt: Saray. Dort steuern wir den erstbesten Supermarkt an – ich hatte nicht auf dem Schirm, dass es hier auch einen Migros gibt. Hat aber den Vorteil, dass wir unsere Einkäufe direkt vorm Laden in den Van packen können, während rund um den Migros kein Parkplatz zu finden war, da dieser sich im Zentrum befand. Trotzdem gondelte ich noch dorthin, da wir uuuunbedingt Bananen brauchten 😀 Dort ist – für mich – ungewöhnlich viel los. Anscheinend decken sich alle fürs Wochenende rein, an dem man mal wieder nicht raus darf.

Dabei entdeckte ich zufällig einen Copy-Shop. Den merkte ich mir, denn am Montag, bevor wir nach Edirne fahren, müssen wir noch irgendwo unsere Dokumente ausdrucken, wenn sie denn bis dahin vollständig sind.

Einkäufe check. Und nun? Zurück an den alten Stellplatz? Warum eigentlich nicht. Der Nachbar hatte zuvor bereits mit einer Schaufel die Mulde etwas begradigt, vielleicht würde es mir ja jetzt gelingen, meinen Kastenwagen dort drüber zu manövrieren.

Dort angekommen eine noch größere Überraschung: Als es mir immer noch nicht gelingt, den kleinen Hubbel zu nehmen, kommt der Nachbar mit 2 Schaufeln an um mir zu helfen! Ben und er schaufeln fleißig, während ich mich immerhin damit nützlich mache, große Brocken aus dem Haufen direkt daneben in die Mulde zu tragen.

Mittlerweile ist es schon fast dunkel. Ich versuche es erneut und siehe da: Es klappt! Ich bin über diese Mulde gefahren und kann endlich auf der schönen Seite meinen Stellplatz einnehmen! 😀

Als Dankeschön bringe ich den Nachbarn guten Tchibo Kaffee, den ich eigentlich für Sakkal aus Deutschland mitgebracht hatte, und ein Glas meiner selbstgemachten Marmelade. Da ließen sie mich natürlich nicht mehr gehen. Ich durfte an der Feuertonne Platz nehmen, habe die Familie samt Tochter und Wohnwagenkatze kennengelernt und wir hatten einen sehr lustigen – dreisprachigen – Abend! 😀  

Trotz Feuertonne (eine alte Wäschetrommel) war es relativ kalt. Man merkt halt doch, dass man schon ein ganzes Stück nördlicher ist als in Izmir. Was die paar hundert Kilometer ausmachen…

Die netten türkischen Nachbarn wollten das Wochenende nicht Zuhause eingesperrt verbringen, deswegen sind sie raus in die Natur gefahren, in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Deren Karavan ist selbstgebaut. 5000€ innerhalb von 4 Monaten mit etwas Hilfe von jemandem, der genau so einen Wohnwagen schon für sich gebaut hatte. Er verfügt über eine Hausmarkise und einen Wasserhahn außen 😀 Als ich mich nach TÜV erkundige, erfahre ich, dass das nicht nötig ist, wenn der Anhänger weniger als 750 kg wiegt. Da kann man sich dann also austoben mit skurrilen Anbauteilen 😀 Ich feier das so.

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