[KITESURFEN lernen] Tag 4 Kitesurf-Kurs. /Erdbeben/ Durchstarten – Begeisterung und: Was man durchs Kitesurfen-Lernen fürs Leben lernen kann.

Aus dem Schlaf gerissen

…genug Schlaf? Pustekuchen! Um 4:44 Uhr türkischer Zeit, ich war, warum auch immer, gerade im Halbschlaf, wackelte mein Wohnmobil ganz ordentlich. So, als hätte jemand von vorne oder von hinten ein paar Mal richtig dagegengeschubst. Ich: hellwach, Puls auf 200. Ein Blick aus dem Rückfenster – nichts, aus dem Seitenfenster – kein Schatten von Menschen zu sehen, nichts zu hören. Ein Rundumblick aus dem Dachfenster – auch nix. Da dämmerte es mir…ich bin ich der Türkei. Hier gibt es Erdbeben! Es muss also zweifelsfrei ein Erdbeben gewesen sein. Ich googelte, aber es war noch nicht online verzeichnet.
Und dann kam sie, die Angst…vor einem Tsunami. Wer weiß, ob es nicht ein Seebeben war, das ursprünglich viel stärker war und ich nur die „Ausläufer“ gespürt hatte? Und ich stand direkt am Wasser, maximal zwei Meter über NN. Mein Puls stieg erneut. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Ich war unendlich dankbar, dass ich am Abend zuvor in Marmaris war und danach direkt schlafen gegangen bin, denn so war der Kasten direkt fahrbereit (und das ist er, ehrlich gesagt, selten). Schnell weg vom Strand und auf einen Berg. Zum ersten Mal war ich überglücklich über die Tatsache, dass es hier so viele Berge gibt!
So schnell war ich selten über so enge Wege gerast und keine zehn Kilometer später war ich auf dem nächsten Pass, wo ich auch direkt einen schönen Feldweg fand, auf dem ich etwas versteckt stehen konnte. Die vorbeirauschenden Fahrzeuge waren zwar ebenso laut, als würde ich direkt neben der Fahrbahn stehen, aber zumindest bekam ich vom Fahrtwind nix ab und stand ruhig. So schaffte ich es, als mein Puls endlich wieder Normalwerte angenommen hatte, dann doch irgendwann noch zwei Stunden zu schlafen.

Als ich gegen 8 Uhr aufwachte, sah ich: grau. Ein grauer Himmel, keine Sonne. Ich stellte mich schon fast darauf ein, dass es heute keinen Wind geben würde, als sie doch zwischen den Bäumen hervorspitzte.
Ich nutzte die Gelegenheit, um noch an Ort und Stelle meine Toilette zu entleeren, um dann wieder zum Strand zu fahren. Mittlerweile hatte ich erfahren, dass das Epizentrum bei Akyaka lag und das Erdbeben eine Stärke von 2,3 hatte. Also nix Beunruhigendes. Sonst hats auch keiner mitbekommen, den ich darauf angesprochen hatte. Vermutlich ging das Beben nur wirklich in Resonanz mit den Stoßdämpfern meines Kastens, sodass es sich darin um ein vielfaches stärker angefühlt hatte. Sonst in Izmir war ich im Wohnmobil ja immer die, die kein Erdbeben nachts mitbekommen hatte 😀

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Ich glaub, ich steh im Wald! 😀

Leanings of today – Waterstart

„Kitesurfen Lernen ist, wenn dir abends beim Haare kämmen das Wasser noch aus der Nase läuft.“

Hätte mir jemand gesagt, dass ich mich irgendwann mal freiwillig in die Wellen stürze bei ordentlich Wind und irgendwas mache, bei dem ich ständig Wasser ins Gesicht und vor allem in die Fr**** bekomme, hätte ich es nicht geglaubt. Genau das ist nämlich der Fall, wenn man Kitesurfen lernt.

Ehe ich mich vor lauter Erdbeben- und Umparkaction versah, wars auch schon wieder kurz vor 12 und ich marschierte wiedermal zum Strand. So lässt es sich tatsächlich aushalten. Einziger Tagesinhalt: Kitesurfen. Geil.
„Waterstart“ war das große Thema des heutigen Tages. Worauf man da alles achten muss! Unglaublich! Mit mehr Selbstbewusstsein dank meines Übungstages mit dem Kite hats dann tatsächlich irgendwann geklappt! Nachdem man die Checkliste (siehe Tag 2 Kitesurf-Kurs) abgehakt hat und dann endlich raus kommt aus dem Wasser, muss man weiterhin den Kite koordinieren (nein, die Bar ist nicht zum Festhalten da! Nicht ziehen!), sich irgendwie auf dem Brett halten und ebendieses nicht zu sehr kippen, irgendwann dann raus aus der Startposition und sich etwas nach hinten lehnen usw.

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Entspannen im Surfclub

Learning for life!

Also: Again and again and again! Warum überträgt man das so selten auf andere Bereiche im Leben? Ausprobieren, auf die Fresse fallen, wieder ausprobieren, dabei die vorherigen Fehler vermeiden und wenn man oft genug auf die Fresse gefallen ist, dann klappt es eben doch irgendwann!! Einfach so. Und nach einigen Malen ist es so einfach, dass du dich fragst, wie es nur nicht hat klappen können. Wie Fahrradfahren. Geil! Nein – viel geiler!!
Mein Instructor (ja, in den ersten zwei Tagen schien er mir wirklich manchmal wie ein „Drill-Instructor“, aber das muss wohl so sein) sagte mir übrigens an diesem Tag erneut, dass ich zu den talentiertesten fünf, wenn nicht sogar obersten drei Prozent gehöre, was Kitesurfen angeht. Nicht nur, dass ich am ersten Tag den Kite habe nur zweimal crashen lassen, sondern heute bin ich sogar schon Upwind gefahren. Dass ich schon knapp hundert Meter über das Wasser fahren kann, sei nicht so wichtig, sondern eher, wie ich es mache – und das sei ziemlich gut. Dass es mir schwer fällt, ihm das zu glauben, hat ihn nicht gewundert 😀
Außerdem hat er mir noch erzählt, dass Kitesurfen nach Surfen die zweitschwierigste Brettsportart sei. Snowboarden sei nun ein leichtes für mich. Da werde ich es dann wohl nochmal drauf ankommen lassen. Bisher hatte ich mich ja erst einen Tag aufs Snowboard getraut und fand es muskelmäßig zu anstrengend. Aber nun… technisch sollte es wirklich kein Problem mehr sein: Schnee unterm Brett – man kann nicht „ins Wasser fahren“, also untergehen. Kein Kite an einem dran – nichts extra zu koordinieren. Also nur man selbst und das Brett. Klingt wirklich easy jetzt 😀

Bienenstich Nummer 2 innerhalb von fünf Wochen

Da es im Umkreis sehr viele Imker und dementsprechend Bienenstöcke gibt, gibt es in dieser Ecke sehr viele Bienen. Sehr oft sieht man welche an der Wasseroberfläche schwimmen. Dummerweise krabbeln auch manchmal welche an Land rum und so kam es, dass ich in einem unaufmerksamen Moment in eine Biene trat. Mittlerweile weiß ich ja, wie man dann reagieren muss: So schnell wie möglich den Stachel raus. Ich hoffte so, derweil nicht in die nächste Biene zu treten, denn dies geschah auf einer Sandbank im Wasser – genau dort halten sich oft viele dieser Tiere auf. Glücklichweise hatte mir Florian tags zuvor erzählt, dass die Leute im Club Mittel dagegen hätten. Also direkt gefragt und ehe ich mich versah, hatte ich eine Mini-Saugglocke am Fuß hängen, die das Gift mittels Vakuum heraussaugen soll. Danach noch Ammoniak drauf und gut. Am nächsten Tag sollte sich zeigen, dass diese Behandlung wirklich gut war: Der Stich juckte bei weitem nicht derart stark wie meine anderen zwei Stiche, die ich zuletzt hatte. Was bin ich froh drum. Hätte keine Lust, wegen irgendwelcher Wehwehchen jetzt mit dem Kurs aufhören zu müssen!
Wenn es mit den Bienenstichen so weiter geht, besorge ich mir demnächst auch so ein Vakuum-Gerät! 😀

Empfehlungen für die Tagesplanungen während eines Kitesurfkurses

Meine Tage seit ich den Kitesurfkurs angefangen habe, bestehen aus nix anderem als: aufstehen, ordentlich frühstücken, um halb 12 fertigmachen für den Strand, Kitesurfen bis frühestens 15, spätestens 16 Uhr, evtl. noch ein wenig am Club abhängen, duschen, (kochen,) essen, evtl. Blog schreiben und was lesen, schlafen.
Meine Empfehlung wäre daher eindeutig folgende gewesen: Nehmt euch einfach nix anderes vor, wenn ihr so einen Kurs macht. Es ist sau anstrengend und man ist manchmal danach wirklich zu nix mehr in der Lage.

Dann kommt Florian daher und erzählt mir, dass er nach dem Kiten am liebsten noch Klettern gegangen wäre… What?! Ok, also je nach körperlicher Fitness kann man sich also noch etwas mehr vornehmen. Wohlgemerkt: Florian tourt seit 3 Monaten mit dem Rad von Deutschland in die Türkei, bei mir übernimmt die meiste Arbeit mein lieber Kastenwagen und außer bissl Wandern, Sightseeing und ab und zu mal Radfahren ist bei mir nicht viel mit regelmäßiger Bewegung. Sollte man bei der Planung also berücksichtigen.


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