Frankreichtour Pfingsten 2018 mit dem Kastenwagen// Tag 5 –- Dienstag – Klettersteig „Rando ferrata de la Source de la Moselle“ und Sonnenbaden am Pool
Klettersteig oder nicht Klettersteig, das ist hier die Frage
Abhängig vom Wetter
Immer, wenn das Wetter über längere Zeit schön ist, passiert es, dass ich Pläne schmiede. Wie das Klettern zum Beispiel. Dabei vergesse ich absolut, dass das Wetter in unseren Breiten einem gerne mal nen Strich durch die Rechnung macht. Und das ist nicht erst seit ich in der der Türkei war so.
Schon bevor wir an diesem Tag wach wurden, hörte man Regentropfen auf den Dach des Kastenwagens prasseln. Ich machte mir noch Gedanken, ob Julia da wohl gut schlafen könnte, aber das konnte sie wohl. Aufgrund des Wetters blieben wir länger liegen als sonst – hatten ja nun nicht allzu viel Bewegungsspielraum.
Leider gibts kein Bild von ihr, als sie sich weigerte, auch nur eine Pfote nach draußen zu setzen. Aber dieses Bild spiegelt die Meinung unserere spanischen Dana wider, die sie dem Regen gegenüber hat 😀
Ein Blick in die Wetter-App verriet, dass später wahrscheinlich die Sonne die Regenwolken ablösen würde. Das war meine große Hoffnung. Ich setzte mir die Mittagszeit als Grenze, noch aufzubrechen oder nicht, um den Klettersteig ohne jeden Zeitdruck begehen zu können. Und der Wettergott war mit mir! Um halb 12 klarte es auf und der Regen wurde weniger. Also habe ich meine Kletterausrüstung und mich gepackt für die Klettertour. Julia würde die Zeit mit Lesen auf dem Campingplatz und einer kleinen Wandertour mit Dana verbringen. Schön, wenn man sich auch solche Freiheiten lässt!
Klettersteig Rando Ferrata de la Moselle
Parkplatz am Klettersteig
Infotafel Klettersteig
Mit dem Radl war ich schnell an meinem Ziel in der Nähe der Moselquelle angekommen. Keine zehn Minuten Zustieg später erblickte ich schon die ersten Stufen im Fels und warf mich in meine Kletterausrüstung – diesmal mit dem festen Vorsatz, nicht wieder meine Handschuhe liegen zu lassen.
Da gehts lang
Und hier gehts los!
Natürlich war der Fels aufgrund des Regens stellenweise noch sehr nass, was stellenweise die Schwierigkeit etwas erhöhen könnte und mich tatsächlich kurz zweifeln ließ, aber nun war ich schonmal da. Außerdem haben meine Kletterschuhe mal wieder gute Dienste geleistet – da rutsche nix, aber auch gar nix, weder auf Fels noch auf Metall. Grandios!
Dann mal los. Stellenweise war der Steig super easy und man brauchte sich eigentlich nicht anleinen (was ich mit Blick auf den steilen Abhang auf der anderen Seite aber trotzdem tat), woanders hatte er es ganz schön in sich! Einen ersten Vorgeschmack auf schwierigere Stellen bekam ich schon relativ zu Beginn, als ein kleiner, nicht allzu tiefer Abgrund mittels eines Holzbalkens zu überwinden war. Das Sicherungsseil hing, wie die meisten anderen, durch, sodass man sich daran auch nicht verlässlich festhalten konnte. Also blieben auf diesen sechs Metern nur der Holzbalken und meine Füße. Geschafft, relativ easy.
Noch ziemlich einfach, ist ja auch nicht tief
„Bin ich hier im Klettergarten?!“
Auf dem weiteren Weg sah ich einer anderen Gefahr ins Auge: Zecken! Eine auf dem linken, eine auf dem rechten Arm. Auch meine Beine mal kurz abgecheckt, passt. Später müsste ich mich aber nochmal gründlichst untersuchen, war ja schon heftig! Natürlich war von da an mein Verstand auf Alarmstufe rot und hätte mich am liebsten alle paar Sekunden alles abchecken lassen – aber dann wäre ich ja gar nicht mehr vorwärts gekommen.
Herausforderung oder: Verstand, halt die Klappe!!!
Kurze Zeit später waren meinem Verstand die Zecken aber völlig egal – er war im Überlebensmodus und lähmte meinen Körper. Ist das wirklich eine gute Überlebensstrategie, lieber Verstand? Ich weiß ja nicht… Jedenfalls kam es so, dass ich an der Stelle, an der der Steig sich aufzweigte in einen leichten und einen schwierigeren Teil, ich natürlich letzteren wählte. So richtig auf meine Kosten war ich bis dahin zugegebenermaßen noch nicht gekommen. Das sollte sich schnell ändern.
Variante assez difficile (ziemlich schwierig)
Am „Fer à cheval“ hing ich richtig am steil aufragenden Fels, unter mir ging es ein ganzen Stück gerade in die Tiefe. Fels und Trittstufen, gepaart mit meinen zuverlässigen Schuhen gaben mir aber genug Sicherheit. Dann folgte meine große Herausforderung. Wieder in Holzbalken. Wieder ein durchhängendes Sicherungsseil. Diesmal ein ordentlicher Abgrund darunter. Das Zitat „Fallen ist keine Option“ aus den Klettersteiggruppen in Dauerschleife in meinem Kopf. Diesmal nur vier Meter. Wie unüberwindbar vier mickrige Meter scheinen können! Vor allem wenn die der Verstand alles lahm legt. Da steh ich dort, und versuche, Fuß vor Fuß zu setzen. Mal mit Hand am Seil, als ich aber feststelle, dass mich das eher aus dem Gleichgewicht (welches Gleichgewicht?!?! ) bringt, entschließe ich, das lieber ohne zu tun. Zum Glück war da niemand, während ich, mitten im Fels stehend, lautstark auf meinen Verstand einredete, dass er endlich still sein soll! Und dass das doch gar nicht so schwer sein kann. Einfach einen Schritt nach dem anderen. Los, los! Positives Zureden… Es klappte! Ich war drüben! Irgendwie hatte ich es geschafft! Und ich war so froh! Ein riesen Stein fiel mir vom Herzen. Umdrehen war nämlich auch keine Option, für mich.
Da oben, da ist die Stelle…
Lustigerweise wird mein Verstand beim Klettern hauptsächlich dann laut, wenn ich nicht am Fels hänge/ klebe/ kuschle. Grundsätzlich ist es aber gar nicht so leicht, den ruhig zu bekommen. Wenn man es schafft, fällt es einem wohl nicht mal so richtig auf (oder erst im Nachhinein), denn sonst würde man wohl sofort wieder denken. Die Stufe, bevor mein Verstand verstummt, ist sehr musikalisch: Irgendein – meist textlich passendes – Stück läuft dann in Dauerschleife in meinem Kopf.
Bei diesem Klettersteig war es die Zeile „Halt dich fest“ aus dem Lied „Du träumst wie ich“ von Curse (Min. 2:35).
Nach weiteren, jetzt noch viel einfacheren Passagen kam ich am Ende des Steigs an und genoss nochmals die Aussicht. Auf dem Weg zum Rückweg zeigte ein Schild, dass weiter oben nochmals eine Stunde schwierigerer Klettersteig auf mich wartete. Ich überlegte ernsthaft, diesen auch noch anzugehen. Aber ein Blick aufs Prospekt und die Einlagen, die, wie der Holzbalken, eher an einen künstlich angelegten Kletterwald erinnerten, ließen mich dagegen entscheiden. Ich hänge einfach tausendmal lieber direkt am Fels. Kuscheln mit Steinen. Getragen, verlässlich. „Steine sind OK“ (na, wer kennts noch? 😉 ). Außerdem merkte ich, dass es für mich an diesem Tag echt genug war. Genug Anstrengung, genug Adrenalin, genug Überwindung. Man muss es nicht herausfordern und man braucht immer einen guten Grund, um wiederzukommen. Und: Der sonnenbeschienene Pool wartete ja noch auf mich!
(Be-)Lohnender Ausblick
Irgendwann gegen Ende des Steigs war mir aufgefallen, dass ich doch tatsächlich meine Kletterhandschuhe wieder am Einstieg habe liegen lassen! Ob ich jemals daran denken werde? Werde sie künftig jedenfalls am Gurt befestigen, in der Hoffnung, sie dann auf jeden Fall dabei zu haben. Nach dem Abstieg, der wunderbar, aber auch ziemlich steil, durch den Wald führte, bin ich also nochmal die paar Meter zum Einstieg gelaufen, um meine Handschuhe zu holen.
Auf dem Rückweg
Meine persönliche Klettersteig Statistik
Klettersteig #3 insgesamt
Klettersteig #2 alleine
Klettersteig #1 in Frankreich
Pool-Chillung und Sonne tanken
Ab aufs Rad und zurück zum CP. Julia hatte viel gechillt und war daher noch unterwegs. Wir hatten uns allerdings per Handy verständigt und sie hatte mir meine Badesachen an den Fahrradträger gehängt, da sie ja den Schlüssel vom Kastenwagen hatte. Ich tauschte meine verschwitzte Kletterausrüstung gegen Bikini und Handtuch, zog mich in einer Umkleide des Innenschwimmbads um, duschte mich ab (was für eine Wohltat!!!) und ab nach draußen in die Sonne! Soooo schön!
Zecken-Alarm!
An die Zecken dachte ich erstmal tatsächlich nicht mehr und ich weiß nicht, ob es doch ein Gedanken war, oder ob etwas juckte. Jedenfalls fielen mir nach kurzer Zeit gleich zwei Zecken auf, die sich gerade genüsslich durch die Haut meiner Wade hindurch zu beißen versuchten. Sie hingen also schon. Leichte Panik kam auf, aber hey, Ruhe bewahren. Natürlich hatte ich, wie immer, mein Notfalltäschchen dabei und zupfte mit meiner Pinzette ruck, zuck, die zwei Übeltäter raus. Das ging (im Gegensatz zu den krassen Zecken, die von Zeit zu Zeit schon länger in meinem Kater stecken) relativ leicht, tief waren sie also noch nicht. Puh! Ab ins Taschentuch und das schnell in den Müll. Dann hab ich drinnen nochmal versucht, mich soweit es mir möglich war, zu inspizieren. Julia musste später nochmal ran, was die mir unsichtbaren Stellen anging. Rücken, hinter den Ohren usw. Aber auch sie fand nichts mehr, gut!
Abfahrt Richtung Heimat
Bis die Sonne lange Schatten aufs Poolgelände warf, genossen wir sie noch gemeinsam am Pool. Danach haben wir nochmal so richtig schön geduscht und mussten ja noch runter vom Campingplatz! Bis wir soweit waren, war es tatsächlich 20 Uhr.
Ich muss noch erwähnen, dass ich immer wieder feierte, dass wir am Folgetag so lange bleiben durften, wie wir wollten! Ich freute mich so! Was für ein Geschenk!!
Auf dem Weg machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Moselquelle. Dort wollte ich eigentlich einen Cache suchen, aber es waren mal wieder zu viele Muggels am Start. Trotzdem hübsch da! 🙂
Moselquelle
Es war zunächst angedacht, bei Mulhouse auf die deutsche Seite zu wechseln und dort einen Stellplatz zu suchen. Das bedeutete aber auch, dass wir vorher noch einen offenen Supermarkt finden mussten, denn ohne eine Ration Cidre und leckerem Fromage wollten wir Frankreich nicht verlassen! Insofern tankten wir auch kein Frischwasser mehr – die Reserve blinkte noch nicht und wir hatten ohnehin keine 24 Stunden mehr vor uns. Wozu also kiloweise das Wasser umherfahren. Alles andere hatte auch noch Zeit. Trotzdem entschieden wir unterwegs, dass wir ja auch erst bei Straßbourg nach Deutschland übersetzen können. Super Idee! 😀 Leider fuhren wir so nicht den Stellplatz an, auf dem einige Hippies wohnen (so ähnlich stand es in der Stellplatz App), aber das war weniger schlimm. Wir freuten uns auf Leckereien vom Bäcker und sonstiges, was man in Deutschland nicht so leicht bekommt und fuhren einen Stellplatz südlich von Straßbourg, direkt am Rhein an, bzw. am Rheinkanal.
Streckenweise über Autobahn, streckenweise über Landstraße, die mit Kreiverkehren gespickt war – zum Teil alle 100 Meter! Das Unwort des Tages war definitiv „Kreisvekehr“! Dana, die sich in der Tagen zuvor echt ans Wohnmobil-Fahren gewöhnt hatte und zeitweise sehr entspannt auf ihrem Platz saß, sah das ähnlich. Das ständige hin und her (und ich fuhr schon echt vorsichtig!) gefiel ihr gar nicht. Umso mehr freute sie sich, als wir endlich angekommen waren und die Kiste ruhig stand, und das auch noch im Grün am Wasser. Was für ein Hundeleben! Wir freuten uns auch! Es war schon spät, den restlichen Cidre des Abends sollte es zum Frühstück geben… haha.