Der Kauf meines Kastenwagens. Meine zukünftige Wohnung auf vier Rädern.

Vorüberlegungen und erste Planungen

Eigentlich dachten alle, ich auch, bis vor kurzem, ich würde mir jetzt einen Wohnwagen holen. So war auch der ursprüngliche Plan Link zu meinem Blogartikel: Welches Fahrzeug wird das nächste. Aber man kann ja seine Meinung ändern 😀 Ich war ja vor einigen Monaten in der Nähe meiner neuen Arbeitsstelle beim Campingplatz (CP) um dort wegen eines Dauerstellplatzes anzufragen. Für Auto mit Wohnwagen. Die Reaktion war sehr verhalten, man könne ja Verluste machen (Dauerhaft-Wohnen und manchmal-Campen auf einem „Dauerstellplatz“ sind nun mal unterschiedliche Dinge, dieser Platz sei auf letzteres ausgerichtet). Wie auch immer, der nette Mann wollte sich innerhalb von zwei Wochen bei mir melden. Hat er nicht. Und mir fehlte, ehrlich gesagt, wirklich jede Motivation, selbst anzurufen und nachzufragen.

If you can’t change the circumstances, change yourself.

Die Entscheidung für einen Kastewagen

Da wir in Griechenland auf dem CP Epanomi einen Österreicher mit selbst ausgebautem Kastenwagen (sehr professionell, er hat ne eigene Werkstatt… oder wars ne Schreinerei?) getroffen hatten, der sogar einen kleinen Alkoven-Schlafplatz für die Tochter hatte, wurde mir bewusst, dass so ein KaWa vielleicht doch mehr Platz bieten könnte, als ich dachte. Und da ich ohnehin Kastenwagen einfach soooooooooo schön finde, wurde es immer klarer: Es soll ein Kastenwagen werden. Es soll nicht mehr so auffällig wohnmobilmäßig sein. Nicht mehr jeder soll auf den ersten Blick erkennen können: Das ist ein Wohnmobil.

Wow. War irgendwie dann selbst überrascht über meine Entscheidung. Da ich wirklich dachte, für mich würde aufgrund des wahrscheinlich zu geringen Platzangebots so ein Kastenwagen nie infrage kommen. Und dann.. doch! 😀 Yay!

Die Suche nach dem passenden Kastenwagen (oder: jeden Tag eine neue Entscheidung)

Nun ging es los: Wie viel darf er kosten? Wie soll die Raumaufteilung sein?

Obwohl es noch viele alternative Portale gibt, blieb ich letztlich bei den zwei größten hängen (wobei beide fast das gleiche Angebot hatten).
Suchte in meiner Preiskategorie.
Änderte täglich meine Vorstellung: Mit Hecksitzgruppe, damit man auch mal mit Besuch gemütlich beisammen sitzen kann.
Vielleicht doch eine Preisklasse höher? Ah, da gibt es drehbare Frontsitze, also braucht man doch keine Hecksitzgruppe. Festbett ist aufgrund der besseren Matratze ohnehin gemütlicher.
Warum eigentlich nicht noch eine Preisklasse höher? Dann hat man ein fast neues Fahrzeug, davon hat man schließlich richtig lange was, und vermutlich weniger Rostprobleme. Und wenn ich schon so viel Geld ausgebe, muss aber auch alles passen (naja, zumindest 80%)! Am allerallerschönsten finde ich Sprinter und Crafter! Also bitte so einen. Leider gibt’s (oder gabs in meinem Suchzeitraum) solche nur mit Hochbett und Heckgarage, weil die wohl gerne für Motorradsport genutzt werden, oder aber mit schmalen Längs-Stockbetten. Das ist auch nichts. Also doch ein 08/15 Ducato. Der ist auch hübsch. Aber den gibt’s halt so oft. Warum, wurde hier beschrieben Promobil: Warum ist der Fiat Ducato so beliebt?. Und eigentlich sollte er ja von außen relativ inkognito sein. Aber auch das war ein Wunsch, der schwer zu erfüllen war, wenn man sich nicht ein absolutes Neufahrzeug bestellt oder selbst ausbaut oder einfach seeeehr lange Zeit hat, einen zu kaufen. Ich hatte zwar die Möglichkeit, eine Zeit lang bei einem Freund unterzukommen (Vielen lieben Dank an dieser Stelle nochmal an Daniel!!!), aber bevor es mit der neuen Arbeit losging, wäre es schön, das Wohnmobil durch den TÜV zu bringen, von Wohnmobil in den Kasten umzuziehen und den Kastenwagen bereits etwas an meine Bedürfnisse anzupassen. Also suchen, aber ohne Druck. Naja. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich wirklich viel Zeit vorm PC verbracht habe, und irgendwann war ich selbst schon ganz viereckig im Kopf 😀 😛

Danke nochmal an alle, die sich in diesen Tagen nichts anderes von mir anhören durften, als meine Kastenwagen-Gedanken, immer wieder neue Entscheidungen und Überlegungen und die mir mit gutem Rat zur Seite standen und mich letztlich zu der Entscheidung brachten, mit der ich seit einigen Wochen sehr glücklich bin:

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Wie es dazu kam? Bitteschön:

Die Besichtigungen

Nachdem ich mit Julian bereits im Nachbarort beim Händler mal kurz einen ganz neuen KaWa besichtigt hatte, zogen wir an einem Samstag gemeinsam los. Große Runde mit zwei, ganz evtl. drei Besichtigungen. Aber ich hatte schon so ein Gefühl.

Erst waren wir bei einer ehemaligen Kollegin, für die (bzw. für ihren Hund) das Campen irgendwie doch nix war und die ihren Ford Transit wieder verkaufte. Sie hatte mir bereits im Vorfeld einen Freundschaftspreis gemacht. Ein Ford Transit, das hätte mir gefallen. Wieder ein Transit, wie schon mein Wohnmobil, schön 🙂 5,5 m lang, und schmaler als andere KaWas, silber, auch nicht weiß, gut. Beim Anschauen war es nur so, dass vieles nicht optimal war: Die Schrankverschlüsse schienen nicht sehr hochwertig, der Kühlschrank läuft ausschließlich mit Strom, TV und Sat-Anlage sind montiert (brauche beides nicht und würde es abmontieren – dann ein Loch im Dach?) hier und da passte was nicht so ganz… Das meiste hätte sich aber reparieren lassen. Okay, soweit so gut. Wir gingen nach einer wirklich ausführlichen Besichtigung, die länger dachte, als angenommen, auf Probefahrt (Hat nen genialen Anzug, das Teil, also wirklich genug PS, wow!) und noch nett zusammen essen.

Dann etwas verspätet weiter in den Süden des Freistaats. Ein Händler war auch am Samstag für uns da. Und für andere: kurz nach unserer Ankunft rollte bereits ein Wohnmobil mit neuen Besitzern vom Platz 🙂 (man muss dazu sagen, dass dieser Händler nicht auf WoMos spezialisiert ist!)
Der Händler gab uns die Schlüssel und ließ uns in Ruhe machen und begutachten, stand aber trotzdem zur Verfügung für Fragen. Er erwähnte auch, dass dieser Kastenwagen bis vor kurzem noch teurer online stand. Sie hatten ihn schon seit zwei Monaten, jetzt würde er wohl auch für uns interessant. Angeblich war morgens jemand da, der am Montag bei der Bank fragt wegen Kredit für den KaWa. Ob das stimmt oder nur Strategie war, fraglich, aber Händler haben eben auch ihre Tricks. Ich versuche, mich von sowas nicht mehr stressen zu lassen. Wenn es nicht sein soll, wird mich was anderes schönes erwarten.

In diesem Fall deutete ich es allerdings als positives Zeichen, denn bei meinem WoMo war es im Vorfeld ähnlich: (So kam ich zu meinem kleinen WoMo 🙂 ) Da war es so, dass es der (private) Verkäufer für jemanden reservierte, der bei den Bank anfragen musste und bereits eine Anzahlung geleistet hatte. Letztlich wurde daraus nix, was aber anscheinend gut war für mich, da es bis Donnerstag reserviert war und ich erst am Samstag kommen konnte. Sonst hätte es mir vielleicht noch jemand unter der Woche weggeschnappt.

Harte Preisverhandlung und der Kauf

Tja, und was soll ich sagen. Gefühl und Zeichen trügten nicht. Es folgten allerdings erstmal eine Probefahrt („Wow, die Rückfahrkamer kann auch Ton! :D“ „Hier habt ihr 20€, tankt mal.“) während der wir die negativen Punkte notierten, um Argumente für den Preis zu haben. Schließlich der spannende Höhepunkt und wichtigste Teil: harte Preisverhandlungen… Also ich wusste ja, dass mein Bruder gut im Verhandeln ist, aber so. Wow. Während ich still beobachtete, ließ er nicht locker und schaffte es auf eine freundliche aber bestimmte Art, den Verkäufer dazu zu bringen, seinen Geschäftspartner zu kontaktieren, der ihm laut eigener Aussage angeblich schon für sein bereits getätigtes Angebot den Kopf abreißen würde.

Wir ließen ihn telefonieren und kurze Zeit später kam er raus und informierte uns, dass sein Kollege wohl gestern gut feiern war und der von Julian angepeilte Preis ok sei, er selbst würde noch paar hundert Euro drauf legen für uns und, ach, die Starterbatterie sei wohl kaputt, also nochmal 100€ weniger für uns. Wow, mit so viel Entgegenkommen hatten wir nun wirklich nicht gerechnet! Aber er meinte, wird sind junge Leute und so nett und überhaupt 😀 🙂

Nachdem der Preis nun fest stand, wollten wir noch Gas- und Wassersystem prüfen. Dem Gaul also mal ins Maul schauen, oder so 😀 Alles tippi toppi, super, dann: Vertrag! 😀 Weil der Verkäufer schon viele negative Erfahrungen gemacht hatte, will er sich rechtlich absichern, weswegen es gut war, dass mein Bruder dabei war… aber das führe ich hier nicht genauer aus. Auf jeden Fall hat alles gepasst so 🙂

Es war mittlerweile Samstag Abend. Um halb fünf waren wir angekommen. Um halb 9 fuhren wir vom Platz. Mit einem Fahrzeug mehr 😀 Eigentlich bekommt man um diese Uhrzeit keine Kurzzeitkennzeichen mehr. Fahrtechnisch machte es keinen Unterschied für uns, ob wir am Sonntag/ Montag nochmal runterfahren mussten, um den Kastenwagen abzuholen oder um die roten Kennzeichen zurückzubringen. Auf letzteres hoffte ich sehr. Ein Fahrzeug dieser Preisklasse zu kaufen und es dann nicht sofort mitnehmen zu dürfen, hätte ich sehr schade gefunden. Anscheinend machten wir einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck, sodass der Verkäufer „zum ersten Mal überhaupt seit er dort arbeitet (glaub 2012 oder so) jemandem auf eine so weite Strecke seine (hochheiligen, wertvollen,) roten Kennzeichen mitgibt!“ Also irgendwie… ein Glückstag! 😀 Natürlich auch noch das schriftlich festgehalten und dann.. konnte es endlich losgehen! Noch ein Zwischenstopp an der Tanke. Ab auf die Autobahn. Immer Julian hinterher. Nur ein Stopp wegen Müdigkeit kurz vor Ankunft. Zwischenzeitlich vergaß ich, dass ich so einen großen Kasten fuhr, so schön fuhr er sich!

Mitten in der Nacht kamen wir Zuhause an. Jetzt muss die Regenrinne im Hof keine Angst mehr haben, ich passe drunter 😀

PS: Im Bereich „Leben im WoMo/ KaWa usw. überrascht mich ja so schnell nichts mehr. Aber kürzlich habe ich bei Herman-unterwegs ein Video 1) gesehen, in dem sie Thilo, einen „Dachzeltnomaden“ interviewen. Der gute Thilo lebt dauerhaft in und auf seinem Ford Mondeo (ja, ein ganz normales Auto!) mit Dachzelt. Wow. Das sollte sich jeder mal anschauen, der glaub, ich lebe in beengten Verhältnissen! 😀 Dagegen ist mein KaWa das reinste Luxus-Schloss! Ich bin außerdem seeeehr gespannt auf Thilos Projekt, in Amerika einen VW-Käfer mit Dachzelt umzubauen und damit von Feuerland bis Alaska zu reisen! 2)

1) Video-Interview und Roomtour über Thilos rollendes Zuhause von Herman-unterwegs:

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