Lockdown Woche 6 – Montag, 4. Mai 2020: Auf zu neuen Ufern! Auf nach Istanbul – oder doch nicht?

Vorbereitungen für die Fahrt von Izmir nach Istanbul

Es war soweit. In dieser Woche sollte es losgehen. Nach fünf Wochen in Izmir – so viel Zeit habe ich seit ich hier gearbeitet habe nicht mehr verbracht – sollte es endlich wieder auf die Straße gehen, um Neues zu entdecken.

Die Abfahrt war für den Abend geplant, quasi nach Feierabend, denn der ganze Tag war voll mit Arbeit. Am Vormittag brach ich nach Izmir auf, in der Hoffnung, persönlich etwas mehr erreichen zu können (eine Genehmigung erhalten) als am Telefon. Auf halber Strecke ruft mich Ben an. Er hatte ein ausführliches Gespräch mit einer Mitarbeiterin: Nichts zu machen. Also blieb ich in der Ecke Urla, wo ich während meiner Unterrichtsstunden aus dem Wohnmobil heraus den wunderschönen Tag genoss 😛

Den Feierabend verbrachte ich zunächst damit, Einkäufe für die Fahrt zu erledigen (Cola, Energy Drinks, Knabberzeug und was gerade sonst so gebraucht wird), den Sonnenuntergang bei Iskele zu genießen und dann zum Treffpunkt bei Güzelbahce aufzubrechen. Kurz nach 20 Uhr war auch Ben eingetrudelt, die Beifahrersitze jeweils mit Verpflegung für die Fahrt bestückt und los ging es. Pünktlich zum „Peng“, das das fastenbrechen im Ramadan einläutet.

Abfahrt zu Sonnenuntergang nach Istanbul über geschlossene Provinzgrenzen

Wir fuhren los, ohne zu wissen, wie weit wir kommen und ob wir unser Ziel – Istanbul – überhaupt erreichen. Offiziell hieß es schließlich, die Provinzen seien abgeriegelt und außer Warenverkehr kommt da niemand rein noch raus.

Anfangs zog sich die Fahrt ziemlich. 70 bis 80 km/h auf der Autobahn sind nicht meine gewohnte Reisegeschwindigkeit. Außerdem war – außerhalb der großen Städte – quasi nix los.

Unzählige Polizeikontrollen auf der neuen Autobahn von Izmir nach Istanbul

Dann kam die erste Kontrollstation. Eine Mautstelle, die bis auf eine schmale Durchfahrt am Rand komplett abgeriegelt war. Dort standen einige Polizeiautos mit Blinklicht… keine Beamten zu sehen… also konnten wir einfach durch fahren.

Irgendwann wurden wir von der Autobahn abgeleitet. Man musste die Mautstelle der Ausfahrt passieren (uuuh, ziemlich teuer, diese neue Autobahn!) und um wieder auf die Autobahn zu gelangen, umdrehen und erneut ein Ticket für die Autobahn ziehen. Im Wendebereich standen wiederum Polizeiautos, diesmal waren sogar Polizisten da, die einem verwirrten Autofahrer erklärte, wo er langfahren muss. Wir fuhren wieder einfach durch.

An der nächsten Mautstation standen zwei Polizisten (?), die bei uns nachfragten, wo wir hinfahren und wie viele Personen jeweils im Fahrzeug sind. Dann notierten sie sich etwas und wir konnten wieder einfach weiterfahren.

Zwischendurch machten wir mal Pause, auf einem Rastplatz direkt an der Autobahn.

Habt ihr schonmal Vogelgezwitscher und von Weitem bellende Hunde auf einem Rastplatz gehört – und sonst NICHTS? Nichts, keine Motorengeräusche, keine vorbeirauschenden Autos. Es war mitten in der Nacht fast mucksmäuschenstill.

Die neue Autobahn ist zwar teuer, aber mit 3 Spuren auch echt gut ausgebaut.

Gegen 2 Uhr kippte ich mir dann doch mal ne Cola rein, weil ich etwas müde wurde.

An der nächsten Mautstelle gleiches Spiel wie zuvor. Nachfragen, notieren, weiterfahren.

Die Corona-Polizeikontrollen nach Istanbul-Stadt

Dann kam Istanbul in Reichweite. Wir fuhren über die Osmangazi Brücke, deren Pfeiler im Nebel-Regendunst fast verschwanden.

Dann folgten noch drei weitere Kontrollpunkte auf dem Weg nach Istanbul. Bei der einen wurden wir einfach durchgewunken. Bei der nächsten wieder die Nachfrage: wohin? Und die letzte schließlich hatte es in sich. Ich muss ja echt mal sagen, dass Ben das super gemacht hat. Er fuhr voraus und war somit (und wohl auch weil er der Mann war? 😀 ) immer der, der mit den Beamten (zuerst) gesprochen hat. An der letzten Kontrolle hat es etwas länger gedauert und schließlich ließ man uns weiterfahren. Ben ist die nächste Raststätte rausgefahren und erzählte mir, dass der Beamte nicht gerade freundlich war, gesagt hat, dass wir eine Genehmigung bräuchten und es ansonsten verboten wäre, hier lang zu fahren. Letztlich ließ er uns aber doch passieren. Wir waren kurz unsicher, ob wir weiterfahren sollten, da wir Schiss vor weiteren Kontrollen dieser Art hatten und natürlich verunsichert waren. Google Maps zeigte aber keine weiteren „Staus“ auf unserer Route an. Wir fuhren weiter und es stellte sich heraus, dass der gute Mann mit guten Grund etwas pissig war… denn er war die letzte Instanz vor der Stadt Istanbul. Das war um ca. 4 Uhr. Wir brauchten ca. noch eine halbe Stunde, bis wir in der Stadt waren und auf dem Großparkplatz in Kadiköy ankamen. Wir fuhren durch fast ausnahmslos leere Straßen. Gleichzeitig ertönte das Morgengebet der Moschee von allen Seiten…

Nach rund 8 Stunden Fahrt durch die Nacht fiel ich um kurz nach 5 endlich ins Bett.

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