Samstag, 21.03.2020: Corona-Tagebuch

Raw und geradeheraus dokumentiere ich ab sofort ein bisschen meine Erfahrungen und wie es mir aktuell geht. Ich bin in der Türkei mit meinem Wohnmobil.

 

SAMSTAG:

Der Tag an dem ich beschließe, nichts mehr zu beschließen. Sein im Hier und Jetzt.

Am Morgen stelle ich überrascht fest, dass direkt neben dem Strand wieder gebaggert wird. Sehr laut. Teile vom Strand werden abgetragen und ich bekomme Schiss, nicht mehr vom Strand zu kommen. Bereits der Zufahrtsweg war recht sandig und weich und der Strand wirkte auch nicht allzu verdichtet. Also schnell weg und ans andere Ende des Strandes um entspannt frühstücken zu können.

Außerdem hatte ich schon am Morgen virtuellen Kontakt zu anderen Menschen. Wodurch ich mich wieder habe verrückt machen lassen. Kurzzeitig verfolge ich den Plan, mich baldmöglichst auf ein Privatgrundstück zu stellen, falls irgendwelche politischen Maßnahmen getroffen werden.

Ich setze entsprechende Hebel in Bewegung und entspanne mich wieder etwas und komme ab von dem Plan, dies ohne triftigen Grund zu tun. Aber es ist gut, die Möglichkeit zu haben, im Fall des Falles.

Ich schnalle seit langem mein Fahrrad vom Träger und mache eine kleine Tour zur nächsten Bucht. Als ich losfahre ist hier noch kaum was los.

Die Bucht habe ich ganz für mich. Kurzzeitig ist eine Familie da, später ein Motorrad und 2 Quads, nochmals später Leute, die über die krasse Offroadstrecke mit einem Jeep bis an den Strand fahren. Zwischendurch sitze ich direkt am Wasser, liege in der Sonne und döse vor mich hin und als ich gehen will, machen die Leute aus dem Jeep Musik an – nicht nachdem sie mich vorher gefragt haben, sehr aufmerksam! Und was soll ich sagen, ich bin bestimmt noch ne Stunde länger geblieben weil diese –Musik genau mein Ding war, aus der ordentlichen Soundanlage mit Bass kam und nicht hätte besser zur Situation passen können.

Blauer Himmel ohne ein Flugzeug (ok, stimmt nicht ganz, eines habe ich im Laufe des Nachmittags erspähen können).

Hier eine Krabbe, da Fische, Seeigel, Ziegen und so weiter. Die Welt ist in Ordnung. Im Hier und jetzt ist alles so perfekt, wie es nur sein kann.

Das lange in-der-Natur-sein tut mir unendlich gut.

Mit der Entscheidung, nichts mehr entscheiden zu müssen, geht es mir so viel besser. Zuvor hatte ich mir sooo viele Gedanken gemacht über die nächsten Tage und Wochen: Bleib ich hier? Wohin fahre ich? Flieg ich nach Deutschland? Fahre ich nach D? Ist das überhaupt möglich? Was ist wenn A? Was ist wenn B…? Hirnf*** at ist best!! So ein Scheiß.

Das hatte ich dieser traumhaften Bucht zum Glück ein Ende.

Außerdem will ich mehr auf meinen Social Media Konsum achten. Informiert sein ist ja schön und gut, aber doch bitte nicht 24/7. Wichtige Nachrichten werden mich – wie sonst auch – erreichen.

Als ich wieder zurückfahre, komme ich an so vielen Autos vorbei. Überall grillen, chillen, spielen Menschen und genießen das gute Wetter (seit 5 oder 6 oder 7 Tagen der erst Tag ohne Wind!). Es ist super viel los. Es wundert und freut mich gleichzeitig, dass ich angesichts dessen die kleine Bucht so viele Stunden für mich alleine hatte.

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