Experimentiere – Probiere aus – Lass Leben zu – Tag 1: Wunder-voll

Das lange Wochenende über Christi Himmelfahrt. Dass ich wegfahre, war klar. Eigentlich sollte es ein Kletter-Wochenende werden. Und dann kam alles ganz anders.

Let Life Go

Ich sehe unterwegs immer soooo viele coole Leute mit so tollen Fahrzeugen. Offroader, Vanlifer oder einfach Lebenskünstler. Manchmal möchte ich nur zu gerne hingehen und sagen: Hey, tolles Fahrzeug, wo geht’s hin, wie lebst du so…?

Aber: Ich traue mich nicht.

Immer und immer wieder. Manchmal ärgere ich mich nur einen, manchmal die nächsten zehn Kilometer, dass ich mich wieder nicht getraut hab. Eine Erfahrung weniger. Oder mehr, je nach Blickwinkel.

Entweder waren es mir nun endlich „genug“ solcher Erfahrungen, oder ich hab tatsächlich innerlich an mir gearbeitet (erfolgreich) oder es war die Schwingung oder einfach das Leben… jedenfalls kam es dann zu folgender Begegnung:

Eine schöne Begegnung

Ich stehe auf einem Autobahnparkplatz. Eigentlich wollte ich wohl zum 5. Mal anhalten um tolle Musik von meinem Laptop auf den USB Stick fürs Autoradio zu ziehen, aber habs mit Ankunft zum wiederholten Male völlig vergessen. Immerhin, paar Pistazien hab ich geknuspert, um den kleinen Hunger zu befriedigen. Nachdem neben mir bereits ein ziemlich schicker Mercedes-Offroad-Bus parkte, ist es als nächstes ein Crafter, genaues Gegenteil, man erkennt wohl eine selbst eingebaute Steckdose – auch ein Vanlifer?! Er alleine, mit seinem süßen Wuschelhund. Ja, und irgendwie konnte ich dann nicht anders, als „Hallo“ zu sagen, mich einfach mal mit dazu auf die Bank zu setzen und ne Runde zu quatschen. In dem Moment, als ich mich mit diesem Vorhaben aus meinem Kasten bewege, rebelliert mein Verstand: „Nein, was tust du? Was passiert wenn…?!?!“ zu spät! 😀

Voll spannend!

 

Ziele…

Ja, und so schlimm wars dann auch gar nicht, haha. Er voll nett, hat bisschen erzählt: Gerade am Beginn einer zweimonatigen Auszeit im Van, mit eventuellem Ziel Portugal (ja, mit Zielen ist das ja immer so eine Sache, schließlich ist tatsächlich der Weg das Ziel 😉 . Trotzdem, er hatte u.A. das „Ziel“, Bayern ein bisschen anzuschauen und als wir so über das direkt bevorstehende Ziel, nämlich dieses Tages, redeten, stellte sich heraus, dass wir so ungefähr das gleiche (Nicht-)Ziel hatten.

[Ich hatte mich ja am Morgen noch bei Julia über Klettersteige informiert, aber da, wo ich hin wollte, gab es laut Park4Night leider nicht viele („gute“) Übernachtungsmöglichkeiten…]

„Wollen wir ein Stück zusammen fahren?“ hörte ich mich fragen. Er war mir sympathisch, einfach so.

Spontane Änderung der Pläne – Flexibilität at its best!

So saß ich also wieder hinterm Steuer und fuhr jemandem hinterher, von dem ich noch nicht einmal den Namen wusste 😀 Gute zwei Stunden lang. War schön, irgendwie entspannt(er). Musste mich an das ~20km/h langsamere Tempo gewöhnen (die Spritstatistik wird einfallen!), was auch mal ganz schön war, Thema Entschleunigung. Und überlegte, wo es denn hingehen könne. Ein Rheinländer, der zum ersten Mal in Bayern war und natürlich gerne ein schönes Fleckchen sehen würde. Am Parkplatz hatte ich ihm schon vom Walchensee vorgeschwärmt, warum also nicht dorthin. Ziemlich genau drei Jahre vorher habe ich dorthin meine allererste Ausfahrt mit dem Wohnmobil gemacht. Passte also auch irgendwie für mich gerade, zumal es mittlerweile verkauft ist.

An einem Rastplatz mit viel zu teurer Tankstelle (zum Glück hatte meiner noch keinen Durst) wechselten wir – ich voraus! Neue Rolle, umgewöhnen. Immer wieder in den Rückspiegel schauen, ob der Konvoi noch komplett ist. Aber immerhin wusste ich mittlerweile, wie er heißt und Nummern hatten wir sicherheitshalber auch ausgetauscht. Man weiß ja nie, was unterwegs, gerade auf Nicht-Autobahnen, passiert. Walchensee war das erkorene Ziel. Ich war mir fast sicher, dass aufgrund des langen Wochenendes der Campingplatz restlos voll sein würde. Aus gewissen Gründen mussten wir den aber erstmal ansteuern, zumindest für eine Nacht. Vorbei am Kochelsee, der wunderschön türkis war und dem vollen CP am Kochelsee schlängelten wir uns die Serpentinen nach oben, zum noch viel schöneren Walchensee. An einem Aussichtspunkt mit Blick auf den See machten wir einen kleinen Fotostop, der wieder zum Redestop ausartete 😉 Spätestens da war klar, dass wir viele gemeinsame Themen hatten, über die man sich nicht mit jedem unterhalten kann (z.B. Minimalismus, Plastikvermeidung, alternative Produkte, Ausstieg aus dem Hamsterrad, alternative Lebensweisen usw.).

Wenn der Kochelsee schon schön war, dann setzte der Walchensee mal wieder einen drauf! So unglaublich schönes, leuchtend türkises Wasser! Unglaublich. Kevin war schon beim Stopp vorher absolut begeistert von „Bayern“, zumindest diesem Fleckchen, was mich richtig freute 🙂

Vom Plan, am nächsten Tag klettern zu gehen, hatte ich mich bereits ein bisschen verabschiedet, was aber gar nicht schlimm war. Warum nicht das Leben so nehmen, wie es kommt bzw. was es einem zeigt und ein bisschen mehr Zeit zusammen verbringen. Einfach so.

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Zwei schöne Busse 🙂

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Immer hinter dem schönen Crafter her!

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Schööööön!

Schubladen ade und Hund sei Dank

Dann stand erstmal der Check-in auf dem CP an, sofern noch Platz wäre. Wir erklärten, dass wir mit zwei Kastenwagen hier seien. –Hier, und hier, wären noch zwei Parzellen nebeneinander.
Oh, und ein Hund ist auch dabei. – Oh, im Hundebereich gibt’s nur noch eine freie Parzelle.

  • Sie können sich auch mit den zwei Wagen auf die eine Parzelle stellen, wenn Ihnen das platzmäßig reicht. Bezahlt würde dann nur die eine Parzelle.
    Ja, echt?! Geilo. Parzelle war sehr großzügig, also ging das klar! Wie cool ist das denn? Normalerweise kostet es mit Hund immer mehr, diesmal war aber sogar ein bisschen Geld sparen drin, dank Hund. Sonst wäre ja wohl keiner auf die Idee gekommen, sich zu zweit in eine Parzelle zu quetschen 😀
  • Wie lange wir bleiben wollen? Hm, bis Samstag oder Sonntag (puh, zu viel Zukunftsplanerei schon wieder ;D )
  • Also dann vier Erwachsene…? Nein, zwei! … Das bedurfte nochmaliger Nachfragen, die „Schublade“ für „Ein Erwachsener pro Reisemobil“ schien schon etwas eingestaubt 😉 Und dann auch noch zwei auf einmal von der Sorte, haha.

Also folge ein bisschen Einpark-Action, bei der ich mir helfen ließ (auch noch so ein Thema bei mir^^) und schwupp die wupp, standen die beiden Kasten, Schiebetür zu Schiebetür, mit genügend Platz dazwischen, auf der Parzelle.

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Angespanntes Warten aufs Herrchen…

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….zwischendurch kam er doch auch mal zu mir 🙂

Zum ersten Mal in einem selbst ausgebauten Van

Es war schon relativ spät. Aus dem Ankunfts-Bier, auf das ich wirklich Bock hatte, wurde leider nix, da der Laden des CP schon zu hatte, bis wir mal soweit waren. Aber da steht ja noch Wein im Kasten rum… 😉

Wir quatschen eeewig. Als es zu regnen begann, fand ich meine Markise auf einmal doch ganz fein, aber ohne Stange… tja 😀 Aber so kam ich in den Genuss, endlich mal so ein selbstausgebautes Fahrzeug von innen ausgiebig zu begutachten. Und ich muss sagen, der schöne Crafter ist von innen so urgemütlich. Voll schön. Ähnlich groß von außen wie meiner ist er aufgrund der Aufteilung und der nicht-drehbaren Sitze vorne aber tatsächlich einiges enger. Geht aber auch. Die meiste Zeit ist man ja eh draußen.

Themen…Themen!

Und es ist sogar Platz für ein Bücherregal in seinem Van. Das ist mal ne Priorität! Darin stehen unter anderem Bücher von Osho! Unglaublich. Ich war total begeistert!

Unter anderem erzählte er, dass viele es nicht verstehen, dass er alleine unterwegs ist/ sein will. Genau genommen hat das in den 2-3 Tagen, die er bis dahin unterwegs war, absolut nicht geklappt, da er erst einen Kumpel besucht hatte und dann auf mich getroffen ist. Wie das Leben manchmal so spielt… Bin sehr gespannt, was er auf seiner weiteren Reise noch so erlebt – und ob er es mal schafft, alleine zu sein 😉

Lustig war auch, dass er auf seine Aussage hin, nach Bayern zu fahren, immer von allen (vielleicht auch „meist“ von „vielen“ 😉 ) sofort gesagt bekam:

Hey, da gibt’s Zecken! Pass bloß auf! Lass dich impfen! FSME! Borreliose! ….

Krass! Wusste gar nicht, dass man „Bayern“ in „Preußen“ (haha kleiner Scherz 😛 ) so sieht und dass das die ersten Assoziationen bei den Leuten sind… Dass Zecken sich nicht wohl fühlen, in einer Umgebung die von (Unter-)Tagebau geprägt ist und in der es nur noch wenig Natur gibt, wundert mich nicht. Kevin war auch hin und weg von der guten Luft am Walchensee. War mir gar nicht aufgefallen.

Jedenfalls wurde der kleine süße Wuffi vor dem Wandern mit Kokosöl behandelt, sicher ist sicher, und nachher auch auf Zecken untersucht. Ich hoffe, wir haben nix übersehen beim kleinen Schumann 😉

So meine lieben Leser: Wann habt ihr euch das letzte Mal etwas getraut? Was ist dann passiert?
Denkt ihr, wenn ihr nicht aus Bayern seid, auch so über Bayern? 😀

 

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Gespannt, wie’s weiter geht? Lies hier
Tag 2
Tag 3+4

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Eine Antwort

  1. 27. Dezember 2018

    […] und mir die Frage beantwortet wurde, wo die Sanitärstation ist – denn dort hielt uns Kevin, den ich knapp zwei Monate zuvor auf der Autobahn kennengelernt hatte, ein Plätzchen frei. Mangels Walkie-Talkie hatte ich seit Freitagabend kaum ein Wort mit Julian […]