Corona-Tagebuch: Ein Wochenende der anderen Art. Mal wieder: Polizei.

Freitag:

Am Freitag hatte ich die Schnauze voll. Die Schnauze voll davon, mich – ohne triftigen Grund – immer nur in einem geringen Umkreis zu bewegen.

Also beschloss ich, an einen meiner Lieblingsstrände zu fahren.

Eine Stunde Fahrt – und er erstreckte sich vor mir. In den schönsten Türkistönen, wie immer.

Obwohl das Leben hier in der Türkei aktuell noch nicht allzu sehr eingeschränkt ist (naja, überall Menschen mit Mundschutz und Handschuhen, Abstandsmarkierungen  im Supermarkt, Obst und Gemüse bereits abgepackt in Plastiktüten, geschlossene Geschäfte und Restaurant und „Evde kal“ – der Hinweis, möglichst Zuhause zu bleiben), geht das alles auch an mir nicht vorbei.

Abgesehen davon, dass ich meine Reise nicht wie geplant durchführen(n kann – aufgrund von Bedenken, dass auch hier der Lockdown kommen könnte und man dann „irgendwo“ festhängt), bekomme auch ich natürlich die Situation in Deutschland und anderen Ländern mit und führt auch bei mir dazu, so manches bewusster zu tun und wahrzunehmen.

So bin ich den ganzen Strand entlang spaziert bis zu einem Beachclub, den ich bereits kenne und fand dort 2 kleine „Hollywoodschaukeln“ vor. Obwohl es relativ bewölkt war, genoss ich es einfach nur, draußen zu sein, Wind und Sand zu spüren, die Wellen zu hören und diese wunderbaren Farben zu sehen – und ein bisschen zu schaukeln! 😀 Das hat mir wirklich richtig gut getan.

Am Abend dann DIE Nachricht: Es wurde beschlossen, dass es ab 3 Stunden später – ab Mitternacht – das ganze Wochenende über verboten sein wird, sich an der Küste aufzuhalten, zu parken etc.

Das war so klar. Wenn ich einmal… ach…

Ich blieb, übernachtete dort (zugegeben, ich ging spät schlafen – dass nach halb 2 noch jemand bei mir klopfen würde, hielt ich für unwahrscheinlich und schlief, dem Meeresrauschen lauschend, ein.

Samstag:

Am Samstag suchte ich einen anderen, geschützteren Stellplatz. Da es geregnet hatte, war allerdings der Boden hier und da etwas aufgeweicht, also beschloss ich, keine Experimente zu machen (d.h. keinen neuen Stellplatz zu suchen) und eher auf bekannten Wegen zu bleiben, auf denen ich mit meinem hellweiß leuchtenden Gefährt natürlich für alle gut sichtbar war.

Vorher jedoch entdeckte ich einen anderen Beachclub (einen der teuren auf der anderen Seite dieser “Halbinsel”). Und…die negativen Seiten des sommerlichen Strandspaßes. Ich probierte dann noch eine der dort abgestellten funktionsfähigen Schaukeln aus, traute mich ans Meer, wo sonst kaum eine Menschenseele war, und fuhr wieder an den anderen Strand, den ich kannte und an dem ich mich wohlfühlte.

Als ich später am Strand war, waren dort auch – einige wenige – andere Menschen. Dann kam da ein typisch blaues Auto und sie sind nicht eher von meiner Seite gewichen, bis ich mich nicht zeitnah in Bewegung setzte und diesen Küstenbereich verließ.
Ein paar Kilometer wurde ich noch begleitet, dann waren sie wohl zufrieden – oder genervt, weil ich mich relativ genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt ;D – macht ja sonst kaum jemand hier.

Aus Mangel an Alternativen fuhr ich also wieder die Stunde zurück – immerhin auf einen Stellplatz mit Blick aufs Meer, jedoch einige Kilometer davon entfernt. Endlich konnte ich etwas essen – das hatte ich eigentlich am Strand vor. Ich hatte schon Ausfallerscheinungen was die Konzentration anging!

Immerhin hab ich auf dem Weg dorthin frisches Obst und Gemüse kaufen können. Auf den überfüllten Bazar hatte ich keine Lust und wünschte mich die Möglichkeit, an einem Stand am Straßenrand einkaufen zu können – ohne viel Menschentrubel. Mein Wunsch wurde erfüllt und sogar frische Erdbeeren konnte ich an einem solchen Stand kaufen! 😀

Eigentlich wollte ich an diesem Platz nicht übernachten, aber da einfach mal 99% meiner Stellplätze, die ich kenne, am Meer sind, und es dann an diesem Platz relativ ruhig war, blieb ich einfach.

 

Sonntag:

Am Sonntag konnte ich den ganzen Corona-Wahnsinn mal komplett vergessen. Mit einem guten Freund war ich spazieren. Direkt vom Imker, der sich gerade in seiner Imkerkluft um die fleißigen Bienchen kümmerte, kaufte ich ein Glas besten Honig – der nicht erhitzt wurde und somit all die guten und wertvollen Inhaltsstoffe wirklich noch enthält.

Anschließen haben wir uns was zu Essen bestellt.

Es ist gerade ehrlich wirklich schlimm für mich, in der Türkei zu sein und nicht das leckere türkische Essen essen zu können! Ja ich koche mir gern selbst was und es schmeckt auch gut, aber das türkische Essen ist einfach soooooo lecker! Und es schmeckte wie ein Festmahl, auch wenn z.B. das Künefe – lieferbedingt – eher matschig als knusprig war.

Da ich eh direkt neben einem Fußballplatz geparkt hatte, schnappten wir uns dann noch meinen Volleyball und spielten ein bisschen – Fußball natürlich 😀  Ein bisschen viel, denn es machte tatsächlich auch noch Spaß, sich in der Sonne etwas auszupowern.

Eigentlich wollte ich an diesem Tag außer Spazierengehen am Mittag nur arbeiten (ok, und vielleicht mal nen veganen Käsekuchen probieren zu backen). Daraus wurde nix. Und es tat so gut! Rechnungen, E-Mails, Instagram und Co. können auch einfach mal warten.

 

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4 Antworten

  1. Klaus sagt:

    Wer auch immer Recht hat: Diejenigen, die in extremer Weise vor dem Virus warnen (z. B. Deutschland und das RKI) oder die, die einen entspannteren Weg gehen (z. B. Schweden). Erst im Nachhinein werden wir wissen, ob all die wirtschaftlichen Folgen gerechtfertigt waren. Ich denke, die Verantwortlichen haben Angst, dass man ihnen vorwerfen könnte, zu wenig zu spät getan zu haben. Deshalb machen sie lieber zu viel. Wenn jeder vernünftig wäre und seinen Verstand einsetzen würde bei allem, was er tun, kämen wir wahrscheinlich mit weniger restriktiven Maßnahmen aus. Da aber alles, was auf Freiwilligkeit baut, dazu reizt, ausgenutzt zu werden, haben wir eine Situation wie die augenblickliche.

    Halt die Ohren steif, Lisa und mach das Beste draus. Was Deine Reise im September angeht, sind die Würfel ja noch nicht gefallen, es sei denn, es geht um die Vorausbuchungen, die erforderlich sind. Ich hoffe nicht, dass wir bis in den Herbst eingesperrt sein werden. Das würde noch ganz andere Konsequenzen haben, die wir uns lieber erst gar nicht ausmalen wollen.

    Kopf hoch Lisa und alles Gute. Bleib gesund und pass auf Dich auf.

    • Danke dir Klaus für diesen tollen Kommentar!
      Ja, ir wissen alle nicht, was kommt und wir sind alle angehalten, das für uns Beste draus zu machen. Die Reise für September werde ich wohl absagen, es ist alles viel zu unsicher als dass jemand so kurz nach dieser ungewissen Zeit jemand mit mir in die Türkei kommen würde, nehme ich an. Außerdem weiß ich nicht, ob und inwiefern ich die Route vorher nochmals abfahren kann um alle übrigen Informationen einzuholen. Das war ja eigetnlich für März/ April geplant.

      Ich wünsche dir auch nur das Beste, bleib gesund!
      Lisa 🙂

  2. Mona sagt:

    Bald hat dieser Wahnsinn ein Ende. Dann können wir wieder normal leben. Doch wir werden uns noch lange an die Entbehrungen dieser Wochen erinnern und an die Momente, in denen wir genießen durften und frei sein durften. Hoffentlich hält diese dankbare Haltung, dieses dankbare Bewusstsein, lange an. Wünsche dir einen schönen Abend und einen guten Schlaf 😴

    • Danke dir. Ja, bleibt zu hoffen. In China gehts ja teilweise schon wieder bergauf.
      Entbehrungen, ja, aber gleichzeitig haben wir immer noch ein Dach über dem Kopf, einen vollen Kühlschrank und viele Annehmlichkeiten. Wir durfen auch jetzt genießen und frei sein. Auf eine andere Weise 🙂
      Es wird alles gut! 🙂

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